Wandern

Die Natur und ich

Ein persönlicher Erfahrungsbericht über das Wandern und wie erdend und kraftgebend das Handyausschalten und Aufraffen in unsere wunderschöne Natur sein kann.

Schon als ich noch ein kleines Kind war, hatte meine Familie Hunde. Große Hunde wie Rottweiler und Schäferhunde. Die kleinste Hunderasse, die wir je hatten, war ein Cavalier King Charles Spaniel namens Daisy. Ich bin damit aufgewachsen, bei Wind und Wetter mit den Hunden in den Wald zu gehen. Natürlich nicht alleine, Mutter oder Vater waren immer dabei. Ständig fanden meine Geschwister und ich Gelegenheiten, Unsinn anzustellen, zu klettern oder tolle Dinge zu entdecken.

Was ich nicht gelernt habe, habe ich erwandert.

Johann Wolfgang von Goethe

Eine Reise in
die Vergangenheit

Als Teenagerin wollte ich dann immer seltener mit zum Spaziergang. Ich war zu cool dafür und musste viel dringender mit meinen Freund:innen SMS hin- und herschicken. Mit der Zeit jedoch merkte ich, dass mir etwas fehlte. Daher ging ich wieder los. Ein Ausgleich zum Abschalten, etwas, das mich erdet. Denn heute habe ich, anders als meine Eltern früher, drei Katzen und gehe ins Grüne, weil ich das möchte. Ich will meine freie Zeit nutzen, um meiner Seele etwas Gutes zu tun. Die Natur auf mich wirken lassen und die Ruhe genießen.

Einmal reiste ich sogar in die Vergangenheit, als ich meinen Urlaub auf dem Bauernhof verbrachte, auf dem wir in meiner Kindheit immer waren. Zu zweit wanderten wir einen Teil des Schwarzwaldsteiges entlang, wanderten zum Glaswaldsee und die Triberger Wasserfälle entlang. Der Nordschwarzwald ist mein Kryptonit, meine Schwachstelle. Regelmäßig packt mich das Fernweh und ich muss mich für einige Tage in das Haus am Ende eines Berges, in 630 Höhenmetern, zurückziehen. Schon früher nutzte ich die Gelegenheit und schaltete mein Handy aus. Netz hat man dort ohnehin nicht. Umgeben von Bergen und Nadelwäldern kann man sehr gut alles andere vergessen und sich nur auf den Moment einlassen. Es ist atemberaubend, im Morgengrauen die Wanderung zu beginnen und sehen zu können, wie der Nebel hoch oben in den Spitzen der Wälder hängen bleibt. Besonders schön ist es, wenn Schnee liegt. Jedes Tierchen, das durch den Schnee gelaufen ist, kann ich dann erkennen. Die Geräuschkulisse ist eine ganz andere: gedämpft und wunderschön.

Abenteuer beginnen, wo Pläne enden.

Unbekannt

Vielleicht denken jetzt einige: „Ach, Wandern. Das ist nichts für mich.“ Ich möchte überzeugen, dass es eine Bereicherung sein kann. Nachdem ich das Wandern wieder neu für mich entdecken konnte, war ich überwältigt von den vielen neuen und alten Eindrücken. Einige Wege haben sich durch Landwirtschaft verändert und mein Feingefühl für die Natur hat nachgelassen. Ich fragte mich, wie lange es her war, dass ich Kastanien in der Hand gehalten hatte. Was das für blaue Käfer sind, die den Weg entlangkrabbeln, oder wie schön es ist, zuhause bei Regen mit Kastanien, Blättern und Tannenzapfen zu basteln. Außerdem gibt es viel zu sehen: Oft sieht man Kühe, Schafe oder Ziegen auf einer Wiese – für Großstadtkinder eine echte Abwechslung. Und wer ganz leise ist, kann auch mal das Glück haben, Rehe zu sehen. Ich lausche sehr gerne den wilden und doch melodischen Liedern der Vögel; dabei lässt es sich so schön seelenruhig über Gott und die Welt nachdenken. Oder eben auch nicht.

Da ich als Kind und Teenagerin die meisten Wochenenden im Bergischen Land verbracht habe, kenne ich dort schöne Wege, die ich dann und wann noch bewandere. Voraussetzung für eine angenehme Wanderung sind festes Schuhwerk und dem Wetter entsprechende Kleidung, genügend Wasser und kleine Zwischenmahlzeiten. Das Handy darf unbeachtet lautlos in der Rucksacktasche bleiben. Nicht einmal für den Rückweg wird es benötigt, denn die jeweiligen Wanderwege sind gekennzeichnet. Es lohnt sich daher, aufmerksam zu sein. Aber es ist auch sehr leicht, sich zu verlaufen, wenn man nicht auf die Beschilderung achtet. Aber keine Angst: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man weitere Wandernde trifft, die helfen. 

Unsere Wanderwegs-
empfehlung

Bekannte Wanderwege in Deutschland sind beispielsweise der Harzer Hexenstieg in Osterode am Harz oder auch der Eifelsteig. Speziell in Nordrhein-Westfalen bieten sich der Bergische Weg, der Natursteig Sieg oder auch der Kölnpfad an. Es gibt auch die Möglichkeit, abseits der bekannten Wanderwege zu laufen. Hier ist es von Vorteil, die Wege bereits zu kennen.

Eifelsteig

Schwarz-
waldsteig

Natursteig
Sieg

Kölnpfad

Bergischer
Weg

Harzer
HexenStieg

Eine Regenjacke, Blasenpflaster und eine Zeckenzange für den Fall der Fälle können sich ebenfalls als nützlich erweisen. Während meiner letzten Wanderung, von Siegburg nach Hennef, lief ich mir die Füße blutig. Nur weil ich keine richtigen Wanderschuhe getragen habe. Zwar hatten die Schuhe ein adäquates Profil, mit dem ich auch gut über steinige Wege laufen konnte, allerdings waren sie schon zu abgenutzt. Das hatte leider unschöne Folgen: Nach Pausen war das erneute Loslaufen sehr schmerzhaft und am nächsten Tag hatte ich Muskelkater. Der hat mir allerdings bewiesen, dass ich meinem Körper etwas Gutes getan habe. Einige Tage später waren sowohl die Blasen als auch der Muskelkater Geschichte, und mit guten Wanderschuhen war ich für die nächste Wanderung gewappnet.

Das Wandern gibt mir die mentale Kraft, meine Vergangenheit gesund zu verarbeiten und, ebenso gesund, in die Zukunft zu gehen. Es stärkt meine Verbundenheit zur Natur und erdet mich. Ich verbringe Quality-Time mit mir selbst. Das Wandern bietet eine entspannte und zwanglose Alternative zum stressigen (Berufs-)Alltag. Im Sommer ist es in vielen Wäldern außerdem wesentlich kühler als in der Stadt. Nur Mut: Einfach mal aufraffen und losgehen, die Belohnung ist ein einzigartiger Blick auf die Schönheiten unserer Natur. 

Foto ––––  © Eifel Tourismus GmbH/Dominik Ketz 
Foto ––––  © Jev Lueyjoe Ozark Drones

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