Art against waste

von Arianne Z.

Pinienduft erfüllt die Luft! Wir kommen an, in herrlichem Sonnenschein. Ein quirliger Campingplatz im französischen Badeort Carcans Plage. Ich schließe die Augen. Kitschiger kann ein Klischee nicht sein. Es riecht nach Meer. Und nach mehr: Nach Urlaub auf dem Surfbrett! Aber es sieht auch nach mehr aus: Unser Camp ist geschmückt mit Kunstwerken. Kunstwerken aus dem Meer. Muscheln und Co. suche ich jedoch vergeblich …

Chris Landrock, passionierter Surfer und studierter Pädagoge, setzt sich seit Jahren gegen die Verschmutzung der Meere ein. Mit Vorträgen und kreativen Ideen macht er das Thema anschaulich. Eine brillante Surferin brauchte ich gar nicht zu sein, um schon vom Strand aus zu sehen, was wir mit unserem Meer und damit mit unserer Erde und am Ende auch mit uns machen: Müll. Überall, auch an den schönsten und entlegensten Stränden der Welt, finden wir unsere Hinterlassenschaften, die da definitiv nicht hingehören. Sie stören nicht nur Chris beim Surfen, sie stören vor allem die Lebewesen, die im Meer leben.

Mich begeistern die Kunstwerke im Camp und besonders das persönliche Engagement von Chris. Der sympathische Surflehrer schildert das Problem „Müll im Meer“ aus einer ganz anderen Sicht, als ich es bisher wahrgenommen habe: der des Meeres und seiner Bewohner. Denn der Müll im und am Meer ist ein Problem, ein riesiges Problem, und so berührt mich als Natur- und Kunstliebhaberin „Art against waste“ besonders. 

Bei einem Strandspaziergang habe ich immer eine Tasche dabei, zum Müllsammeln. Auf diese Idee kam ich, als ich eines schönen Sommertages am Strand lag und eine ältere Dame beobachtete. Sie hatte „Strandgut“ in der Hand. Jedoch nicht als Dekoration fürs Wohnzimmer, sondern sie sammelte Müll – ganz nebenbei. Das ist ein paar Jahre her und war mein Anstoß, es ihr gleich zu tun. Das Müllsammeln läuft auch bei mir ganz nebenbei und stellt keinen großen Aufwand dar. Mal finde ich viel, mal wenig Abfall, aber zumeist ist es doch zu viel, um einfach wegzusehen: Wenn ich darüber nachdenke, welches Tier daran vielleicht qualvoll sterben kann, hebe ich aus dem Sand wieder und wieder Reste von Fischernetzen auf, Schnüre und Bänder, Feuerzeuge, Glasscherben, ganze Flaschen und viele Plastiktüten. Ich rette damit nicht die Welt und auch nicht das Meer, aber vielleicht bin auch ich ein Vorbild für nur eine:n weitere:n Strandbesucher:in. 

Während ich mir die bunten Abfallkunstwerke von Chris genauer anschaue, wird mir vieles bewusst: Zu viele Verpackungen werden lediglich für den einmaligen Gebrauch produziert. Gleichzeitig werden zu wenig Wegwerfartikel, wie etwa Plastikstrohhalme, durch nachhaltige Produkte wie etwa Strohhalme aus Metall oder Bambus ersetzt. Das Thema „Mikroplastik in Kosmetik“ fällt mir dazu auch ein. Es ist mir zwar kein Rätsel, warum wir uns dermaßen dem Plastik verschrieben haben (es ist billig). Aber warum tun wir trotz besserem Wissen zu wenig für eine bessere Recyclingfähigkeit (nicht jedes Plastik lässt sich recyceln!) und gegen die Vermüllung der Meere? 

Chris zeigt sowohl am wunderschönen Strand der französischen Atlantikküste als auch auf seiner Homepage www.meerkreativitaet.de, was in puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit möglich ist. Dort beschreibt er eindringlich den Ernst der Situation:

„Plastikmüll ist im Meer und an jeder Küste dieser Welt jeden Tag zu finden. Kleinste Plastikpartikel, ausgewaschen im Laufe der Zeit, vergiften Mensch, Tier und Umwelt auf vielfältige Weise. 


 

In den Ozeanen dieser Welt befinden sich derzeit gute 150 Millionen Tonnen Plastikteile. Jede Minute gelangt ein Müllwagen voller Plastik in die Ozeane, jährlich acht Millionen Tonnen. Tendenz sehr stark steigend!!! Im Meer wird das Plastik zu kleinsten Teilchen und Partikeln, die Vögel, Fische und andere Tiere mit Nahrung verwechseln, sie vergiften und/­oder verenden lassen. Der Abbau von Müll im Meer dauert Ewigkeiten. Plastiktüten bis 20 Jahre, Dosen bis zu 200 Jahre, Plastikflaschen 450 Jahre und Angelschnüre sowie Fischernetze sogar gute 600 Jahre.“

Besser kann ich hier das komplexe Thema „Verschmutzung der Meere“ nicht zusammenfassen. Chris und seine Kunst haben mir noch einmal die Augen geöffnet, wie sehr das fragile Ökosystem des Ozeans unter uns Menschen leidet. Intakte Meere sind lebenswichtig für Mensch und Tier. Oder um es mit Chris’ Worten zu sagen: „No clean sea, no you and me.“

Foto –––– © pixabay.com / Hamsterfreund
Foto –––– © pexels.com/de-de/@ron-lach/Ron Lach – Fotografie

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