„Wir mischen das Backregal auf“
- Autor:innen: A.F.
- Layout: admin-akzente
- Veröffentlicht: 09. September 2022
- Kategorie: Job
Beim Stichwort Start-up-Kultur denkst du automatisch an Silicon Valley, Tech und miese Arbeitsbedingungen? Dass dem nicht so sein muss und es im Gegenteil meist einfach viel Herzblut und innere Überzeugung bedeutet, zeigt unter anderem das sehr junge und motivierte Team von Baetter Baking aus der Rheinmetropole Düsseldorf.
Wir waren mit unserem Akzente-Redaktionsteam vor Ort und konnten uns aus erster Hand Informationen und köstliches Gebäck sichern. Dazu sprachen wir mit den Gründer:innen Lara und Benedict über Work-Life-Balance, gesunde Ernährung und wie man über Hobbys zu einem Beruf finden kann.
Was direkt zu Beginn auffällt: Das Büro des Convenience-Food-Anbieters befindet sich weder in den oberen Stockwerken eines gläsernen Büroturms noch in einer umfunktionalisierten, spartanisch eingerichteten Lagerhalle. Von außen gänzlich unscheinbar in einer ruhigen Wohngegend gelegen ist das Maisonette-Appartement, das das Team bezogen hat. Dabei befindet sich die Küche für die Produktentwicklung und den Lunchbreak im unteren Bereich, während einige Treppenstufen höher die nächsten Marketingkonzepte, Blog-Beiträge und Vertriebsmöglichkeiten ersonnen werden. Da das Unternehmen aber zügig expandiert, ist man gerade auf der Suche nach größeren Räumlichkeiten.
Die jetzige Konstellation sorgt jedoch für ein familiäres Ambiente am Küchentisch, als wir uns mit dem Logistikexperten Benedict und dem kreativen Multitalent Lara zum Interview zusammenfinden. Die beiden sind nicht nur Geschäftpartner:innen, sondern auch privat ein Paar. Kennen und lieben gelernt haben sich die zwei bereits zu Schulzeiten, und auch die Studienjahre verbrachten sie großenteils zusammen, wenn auch mit unterschiedlichem Fokus: Benedict recht klassisch in der Betriebswirtschaftslehre, Lara im Modedesign.
Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung trieb beide voran, nahm aber erst mit dem Universitätsabschluss vor einigen Jahren konkrete Gestalt an. Die Idee hierfür bekamen die beiden aus der gemeinsamen Leidenschaft für das Backen. Lara war hierbei die Initiatorin, denn sie beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit bewusster, gesunder Ernährung und Veganismus – und begeistert vor allem Familie und Freund:innen mit ausgefallenen, originellen Rezepten.
VON NULL AUF REALITÄT
Der Unternehmergeist einte: Nach entsprechenden Marktanalysen entstanden erste Produktversionen in einer Restaurantküche. Zusammensetzung und Zutaten wurden immer wieder variiert und ausgetauscht, bis beide zufrieden waren.
Das Startkapital konnten Lara und Benedict aus eigener Tasche stemmen, da sie während des Studiums entsprechende Rücklagen ansammelten. Vieles davon wurde direkt in das Projekt – nun schon eine ordentliche GmbH – reinvestiert, Verträge mit Produzent:innen und Zulieferer:innen geschlossen, Mitarbeiter:innen angestellt. Hilfreich war dabei im ersten Jahr auch das Gründer-Stipendium des Landes NRW.
„Die Anfangszeit war sehr anstrengend“, konstatiert Benedict. Die frischgebackenen (sehr passend, Anm. d. Red.) Chef:innen zahlten sich selbst kein reguläres Gehalt, hielten sich und die Firma mit Nebenjobs am Wochenende über Wasser: „Vierzig bis fünfzig Wochenstunden waren die Regel.“
WORK-LIFE-BALANCE WILL GELERNT SEIN
Diese Hingabe an den Job kann eine Belastung für eine partnerschaftliche Beziehung darstellen – das spürten Lara und Benedict natürlich auch. Dass sie bereits eine Langzeitbeziehung führten und die Bedürfnisse des jeweils Anderen kannten, half jedoch dabei, auch diese Herausforderung zu bewältigen.
„Das Trennen von Beziehung und Arbeit ist schwierig. Umso wichtiger ist es, klare Grenzen zu setzen, sich zu Auszeiten zu zwingen“, merkt Lara an.
Und Benedict ergänzt: „Das Private hatte und hat bei uns immer den größten Stellenwert, wir müssen uns selbst immer wieder prüfen.“
Unterstützung bekommen die beiden dabei von Team-Neuzugang Macchia: Der Hund sorgt für die nötige Ablenkung im (Büro-)Alltag und hilft den Jungunternehmer:innen bei der bewussten Freizeitgestaltung.
BACKSTUBE FÜR IDEEN
Wer selbst einmal Start-up-Luft schnuppern möchte, hat bei Baetter Baking zahlreiche Möglichkeiten: Praktikumsstellen können in den Bereichen Logistik, Buchhaltung, Marketing und Produktentwicklung besetzt werden.
Bei Letzterem sollte man als Interessent:in ein Studium in Ernährungswissenschaften mitbringen, bei allem anderen stehen jedoch die persönlichen Stärken mehr im Fokus als die formale Qualifikation. Den beiden Chef:innen ist die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter:innen besonders wichtig. Durch die flache Hierarchie stimmt sich das Team individuell ab und die Chancen stehen gut, dass bei gegebenem Engagement auch eine Festanstellung winkt: Die meisten der aktuellen Team-Mitglieder haben ihren Einstieg über ein Praktikum gefunden.
Baetter Baking zeigt: Mit der richtigen Idee und der nötigen Ausdauer muss Start-up nicht zwangsläufig auf Ausbeutung und seelenloses Produktdesign hinauslaufen. Durch Selbstständigkeit lassen sich Herzensprojekte und Leidenschaften in langfristige, nachhaltige Arbeitsplätze verwandeln. Letztlich ist der Erfolg auch dann gegeben, wenn sich im Arbeitsumfeld jede:r wohlfühlt.
Du willst noch mehr über Baetter Baking wissen? Hör dir das komplette Interview IM Akzente-PODCAST an!
Fotos –––– © Redaktionsteam Akzente
Fotos –––– © Baetter Baking GmbH
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