Ich war müde und erschöpft von meiner zweiten Woche im BTZ, fühlte mich traurig und genervt, weil es gerade einfach so anstrengend für mich ist. Wichtige private Termine und die Eingewöhnung im BTZ, alles unter einen Hut zu bekommen, stresste mich.
„Akzeptieren. Annehmen, dass es gerade so ist wie es ist“, sagte ich mir. Also ging ich dann doch noch zum Supermarkt, weil ich keine Bananen mehr hatte, die ich jeden Tag so gerne esse.
Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt saß ein obdachloser Mann, den ich dort öfter sitzen sehe und dem ich in der vergangenen Hitze in diesem Sommer das ein oder andere Mal schon eine Wasserflasche aus dem Supermarkt mitgebracht hatte, die er jedes Mal mit großer Dankbarkeit angenommen hatte. Ich bin schon oft an ihm vorbeigegangen, habe ihn gegrüßt, ohne etwas zu geben. Schließlich sind meine finanziellen Mittel aufgrund meiner Krankheit auch sehr eng bemessen.
An diesem Tag nahm ich meine Traurigkeit mit in den Supermarkt und hatte keine Scheu, auch dort eine Träne zuzulassen, schließlich darf ja jedes Gefühl sein und möchte gelebt werden. Meine Bananen eingepackt ging ich auf dem Rückweg wieder an dem Obdachlosen vorbei. Er verabschiedete sich und lächelte mich an. Ich ging um die Ecke und dachte: „Vielleicht freut er sich ja auch über eine Banane.“ Also drehte ich noch einmal um und fragte ihn, ob ich ihm eine Banane schenken dürfe. Er antwortete: „Ja, sehr gerne und noch ein Lächeln dazu, bitte.“ Ich erklärte, dass ich ihm heute nur die Banane geben könne, denn: „Das Lächeln fällt mir heute schwer.“ Als er fragte: „Wieso, was ist denn los?“, antwortete ich, dass es mir heute nicht so gut ginge, da mir gerade einiges zu viel sei. Er bedankte sich für die Banane und wünschte mir alles Gute und viel Kraft.
Es berührte mich, es berührte mein Herz. Zum einen, weil er sich wirklich über die Banane gefreut hat und ich seine Dankbarkeit spüren konnte, zum anderen spürte ich dadurch meine eigene Dankbarkeit für alles, was ich habe, und mir selbst gegenüber für all das, was ich in den letzten Jahren alles so bewältigt habe. Obwohl er es mit Sicherheit auch nicht leicht hat, hat er dennoch die Sonne in seinem Herzen behalten. Ich fühlte mich von ihm gesehen, genauso wie ich ihn gesehen habe.
Ich ging um die Ecke auf dem Weg nach Hause und lächelte 🙂
– The end –
Foto –––– © Unsplash / Mike Dorner
- Autor:innen: Ehemalige TN
- Layout: Ehemalige TN
- Veröffentlicht: 05.10.2022
- Kategorie: Storys