Geschichten neues Leben einhauchen
- Autor:innen: Ronja M.
- Layout: Ehemalige TN
- Veröffentlicht: 26. April 2023
- Kategorie: Kultur
Eintauchen in eine fremde Welt und von den eigenen Sorgen und Nöten des Alltags Abstand nehmen. Kommt dir bekannt vor, oder? Was aber, wenn dein Lieblingsbuch endet und du weiterhin offene Fragen hast – du dir eine Fortsetzung für deine dir ans Herz gewachsenen Charaktere wünscht??? An diesem Punkt kann eine Fan-Fiction die Lösung deiner Probleme sein. Was sich genau dahinter verbirgt und wie sie dir die Übergangszeit bis zur nächsten Neuerscheinung erleichtert, erfährst du jetzt.

Was ist eine Fan-Fiction?
Als Fan-Fiction, Fanfic oder auch nur FF, werden Geschichten von Fans bezeichnet, welche sich auf ein literarisches oder trivialliterarisches Originalwerk (wie Filme, Bücher, Serien) oder auf real existierende Personen (wie Schauspieler:innen und Musiker:innen) beziehen. Im Deutschen werden sie manchmal auch Fanfiktion oder Fangeschichte(n) genannt. Ziel dieser Fan-Fiction ist es, ausgewählte Charaktere des Werkes oder die dazugehörige Welt in einer komplett neuen, fortgeführten oder alternativen Handlung darzustellen.
Fan-Fiction findet mittlerweile nur noch in einem nicht-kommerziellen Rahmen von Fangemeinden statt, da den Autor:innen durch urheberrechtlich geschützte Inhalte Grenzen gesetzt werden. Je nach Talent der Autor:innen kann die Qualität der Geschichten stark schwanken. Vor allem in Online-Portalen wie z. B. Wattpad, AO3 oder Fanfiktion.de, in denen eine Veröffentlichung unkompliziert ermöglicht wird, werden gut geschriebene Geschichten immer seltener. Aufgrund dieser Entwicklung gibt es inzwischen auch einige Portale, die im Zuge der Veröffentlichung auf beta-gelesene Geschichten bestehen – also auf Geschichten, die ein Lektorat durchlaufen haben.
Beta-Leser:innen, Korrekturen und Lektorat
Beta-Leser:innen kommen zum Einsatz, wenn Fan-Fiction-Autor:innen Hilfe bei der Rechtschreibung, Grammatik oder Stilistik ihrer Geschichte benötigen. Darüber hinaus zeichnen sich gute Beta-Leser:innen laut Elizabeth Durack durch eine kritische Lesart der Fan-Fiction aus. Das bedeutet, dass die Autor:innen auf Handlungslöcher und Unklarheiten aufmerksam gemacht werden. Dabei sollte auf die Problematik nur hingewiesen werden, statt die Autor:innen direkt zu verbessern. Außerdem sollten Verbesserungsvorschläge und Kritik möglichst präzise, ehrlich und taktvoll formuliert sein.

Beispiel einer Fan-Fiction
Eins der vermutlich beliebtesten Beispiele, die man für eine Fan-Fiction nennen kann, ist die Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe. Viele Fans nutzen Fan-Fiction, um ihre diesbezügliche Passion auszuleben. Die Handlungsstränge einer solchen Fan-Fiction kann man sich wie in einem Liebesroman vorstellen. Selbst wenn die originalen Charaktere kein Verhältnis innerhalb des Franchise haben, können sie in einer neuen Geschichte miteinander verbunden werden. In einer solchen Form der Fan-Fiction können die Autor:innen ein sogenanntes AU (= engl. Alternative Universe) angeben.
Das bedeutet, dass sich die Charaktere in einem anderen Konzept als dem originalen Werk befinden. So könnte zum Beispiel eine Fan-Fiction mit den Charakteren Harry Potter und Draco Malfoy innerhalb der Mafia oder unter Straßengangs und nicht in Hogwarts spielen. In diesem Konzept könnte man Harry und Draco als Bosse von rivalisierenden Clans oder Gangs darstellen, die sich gegenseitig bekriegen. Zusätzlich dazu könnte man eine Romanze einbauen. Somit würden sich Harry und Draco als Feinde anfangs hassen und im Verlauf der Geschichte Gefühle füreinander entwickeln.
Weitere Formen der Fan-Fiction
Neben der Fan-Fiction gibt es auch die sogenannte Fan-Art, wobei Videos, Bilder, Collagen u. Ä. erstellt werden, die die originalen Charakteren eines Werkes in neuem Kontext zeigen. So entstehen auf diversen Plattformen (z. B. YouTube) Fanarbeiten wie Fandubs, Anime Music Videos (AMV) und Full Motion Videos (FMV). Bei Fandubs werden Szenen aus Filmen, Serien oder Videospielen von den Fans eigenständig neu vertont und abgemischt. Relativ ähnlich ist es bei den AMVs und FMVs. Dort nehmen sich die Fans das Videomaterial, schneiden es neu zurecht und unterlegen es mit selbst ausgewählter Musik.
Zweite Chance durch Fan-Fiction?
Fan-Fiction kann die Fantasie anregen, was wiederum dabei helfen kann, den Stress im Alltag zu vermindern – und sowohl das Lesen als auch das Schreiben kann die eigenen Schreibkenntnisse verbessern.
Für mich persönlich bietet Fan-Fiction nicht nur eine, sondern gleich mehrere alternative Möglichkeiten – oder Varianten von zweiten Chancen. Eine dieser Varianten ist z. B., dass man die Chance hat, sich selbst durch einen erfundenen Charakter darzustellen. Eine weitere Variante ist, dass man sich selbst anders darstellen kann – Aussehen, Auftreten, Beziehungen, Verhaltensweisen. Das Schreiben ist für mich eine immer wiederkehrende Reise, welche der Frage folgt: Wer will ich sein?
So kann Fan-Fiction mir auch dabei helfen, mich in der realen Welt besser anzunehmen.
Hintergrund –––– © Pexels Eberhard Grossgasteiger
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Video –––– © Pexels Rostislav Uzunov
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