Living in a plastic world
Jede Tüte, jeder Becher und jede Verpackung zählt
- Autor:innen: Jennifer L., Alexander S., Andreas M., Benjamin K.
- Layout: Ehemalige TN
- Veröffentlicht: 26. Juni 2021
- Kategorie: Umwelt
In den letzten Jahren sind immer mehr Menschen auf die Straße gegangen, um für Umwelt- und Klimaschutz zu demonstrieren. Das zeigt, dass bei vielen Menschen ein Umdenken stattfindet und ihr Bewusstsein für unsere Umwelt und deren Erhalt steigt. Das macht Hoffnung, dass auch Politik und Wirtschaft langfristig zu einem Umdenken bewegt werden können.
Demonstrationen sind ein wichtiges Mittel der Bevölkerung, um Veränderungsprozesse anzustoßen. Leider ist das aber nicht genug, um unseren blauen Planeten zu retten. Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, selbst aktiv etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Mit kleinen Umstellungen im Alltag, die sogar Geld sparen.
Great Pacific
Garbage Patch
Die meisten Menschen kennen die erschreckenden Bilder von Müllstrudeln und -teppichen vor dem Sehnsuchtsort Hawaii. Dennoch reihen sich weiterhin Einweg-Plastikverpackungen in den Regalen unserer Supermärkte aneinander. Mittlerweile tummeln sich diese Alltagsverpackungen zwischen Delfinen, Haien, Meeresschildkröten und anderen Meeresbewohnern, da sie aus unseren Städten über Flüsse in die Meere gelangen. Wichtig ist aber auch der oft vergessene Hauptverschmutzer und Zerstörer der Artenvielfalt unserer Meere: die Fischfangindustrie. Viele denken hier an Walfänger oder Robbenschlächter, die aber nur einen Teil des Problems ausmachen. Dazu ein kleiner Vergleich: Die oft gescholtenen Einweg-Plastikstrohhalme machen „nur“ ca. 0,3 % des weltweiten Meeresplastiks aus, Fischereiabfälle (zum größten Teil Fangnetze) mehr als 50 %!
Viele Unternehmen setzen auf besonders auffällige Verpackungen, häufig aus Plastik, um ihre Produkte zu vermarkten. All die bunten und schönen Verpackungen landen dann kurz nach dem Kauf in der Gelben Tonne – allerdings nur im Idealfall, denn eine sorgsame Mülltrennung findet in der breiten Masse weder in der Industrie noch in Haushalten statt. Was das bedeutet, zeigt ein Blick auf Schätzungen von Umweltschutzorganisationen, nach denen pro Minute eine LKW-Ladung Plastikmüll in unsere Ozeane gekippt wird.
Es beginnt bei dir!
#noboxtoothpaste
Als Konsumierende haben wir oft mehr Einfluss auf Unternehmen, als wir denken. Mit jeder Kaufentscheidung senden wir eine Botschaft an die Herstellenden des Produktes und zeigen ihnen, dass die Nachfrage weiter
hin besteht. Das heißt umgekehrt auch, je mehr Menschen ihren Konsum an in Plastik verpackten Lebensmitteln reduzieren und auf Alternativen umsteigen, desto weniger Gründe haben Unternehmen, Plastikverpackungen zu nutzen. Damit werden sie langfristig zu einem Umdenken gezwungen, um am Markt bestehen zu können. Initiativen wie #NOBOXTOOTHPASTE und der Erfolg von ähnlichen Kampagnen auf Island zeigen ganz eindeutig, dass die Macht der Verbraucher:innen immens ist und auch global agierende Konzerne Rücksicht auf Umweltinteressen nehmen, wenn sie realisieren, dass ihre Geschäftsinteressen sich mit den Interessen ihrer Kund:innen nicht vereinbaren lassen.
Keine Frage, eine Übernahme der Verantwortung durch Politik und Verbände ist weiterhin einer der wichtigsten
Treiber des ökologischen Wandels – nur stehen hier auch allzu oft wirtschaftliche Interessen der politisch handelnden Akteur:innen im Vordergrund, Umweltinteressen treten als vermeintliche Partikularinteressen in den Hintergrund. Seitdem es keine kostenlosen Plastik-Einkaufstaschen mehr gibt, sind viele Menschen motivierter, einen Stoffbeutel oder Korb zum Einkaufen beim Gang in den Supermarkt mitzunehmen. Das reicht aber bei Weitem nicht, um die notwendigen Schritte hin zu einer plastikärmeren Welt zu vollziehen – oder findet
jemand ein Argument dafür, Süßigkeiten oft im Stile einer Matroschka-Figur drei- oder sogar fünffach zu verpacken? Aber bis es so weit ist, dass die Politik handelt und Verbote erlässt, ist jede:r Einzelne von uns gefragt, die Umwelt und auch seine bzw. ihre individuelle Gesundheit zu schützen.
PLASTIKMÜLL – DEUTSCHLAND SPITZENREITER IM EXPORT UND VIERTER IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH
Wie aus dem Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahre 2019 hervorgeht, gilt Deutschland als größter europäischer Plastikproduzent und -verarbeiter. Viele Menschen benutzen (Einweg-)Plastik so selbstverständlich, dass ihnen nicht auffällt, wie viel Plastik sie täglich achtlos in den Müll werfen. Durchschnittlich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 38 kg/Jahr (Daten aus einem EU-Vergleich, 2016). Nur Luxemburg, Irland und Estland liegen mit über 40 kg pro Person über dem Schnitt der Bundesbürger:innen (Quelle: Statista).
Bewusstsein für das, was mit Tüten, Bechern und unliebsam gewordenem Spielzeug passiert, muss sich bei Verbraucher:innen erst entwickeln. Die ärmsten Länder ächzen und ersticken seit Jahrzehnten vor allem an Plastikmüll, importiert aus den Industrieländern. Sie befeuern dadurch ein System, aus dem kein echtes Problembewusstsein entstehen kann; im Gegenzug aber floriert Krankheit und Umweltzerstörung am anderen Ende der Welt – frei nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.
Im EU-Vergleich ist Deutschland mit mehr als einer Million Tonnen Plastikmüll mit Abstand der größte Exporteur, gefolgt von Belgien (476.100 Tonnen), den Niederlanden (389.900 Tonnen), Frankreich (385.600 Tonnen) und Italien (206.100 Tonnen). Viele Nationen der sogenannten „Dritten Welt“ haben zuletzt Einfuhrstopps für Plastikmüll erlassen, darunter Indien und Sri Lanka. Dies verlagert die Müllberge allerdings nur in andere Länder und löst das Problem mitnichten. Ein Vergleich zeigt auch, dass westliche Konsummuster einen viel größeren Einfluss auf die Plastikmüllmenge haben, als wir selbst wahrnehmen. Gegenüber dem Pro-Kopf-Plastikverbrauch in Deutschland von 38 kg pro Jahr liegt in Indien mit 11 kg pro Kopf bei nicht mal einem Drittel. 280 Millionen Inder:innen verbrauchen also pro Jahr durchschnittlich so viel Kunststoff wie 80 Millionen Deutsche.
Gesundheitliche Gefahren durch Plastik und die darin enthaltenen Weichmacher
Um Plastik bessere Verarbeitungseigenschaften zu geben, werden ihm sogenannte Weichmacher zugesetzt. Diese können z. B. die Elastizität erhöhen oder die Härte eines Kunststoffes verringern (weich machen). Chemisch gesehen sind diese Stoffe häufig Ester, gebildet aus langkettigen Alkoholen und Phthalsäure. Da die Weichmacher häufig nicht fest an die Polymerstoffe gebunden, sondern nur in ihnen gelöst sind, besteht die Gefahr der Kontamination von Nahrungsmitteln, der Inhalation oder der Aufnahme durch die Haut.
Durch ihren unpolaren Charakter können diese Verbindungen aus Verpackungen von Lebensmitteln herausgelöst werden, insbesondere bei solchen, die stark fetthaltig sind, wie z.B. Kartoffelchips. Ein weiteres Problem ist die Ausdünstung von Weichmachern aus Kunststoffen wie z.B. PVC bei erhöhter Temperatur. Einige Weichmacher, wie die häufig verwendeten Diethylhexylphthalate (DEHP), stehen laut dem Bundesamt für Risikobewertung im Verdacht, mutagene (erbgutschädigende) und teratogene (fruchtschädigende) Wirkung zu haben. Die Folgen sind hier noch nicht hinreichend erforscht, erste Erkenntnisse lassen allerdings kaum Positives schlussfolgern.
Makro- und Mikroplastik
Eine zweite Quelle für gesundheitliche Risiken ist das sogenannte Mikroplastik. Damit sind Kunststoffteilchen mit einer Größe unter fünf Millimetern gemeint. Diese Partikel werden vom Menschen täglich durch die Nahrung, das Trinkwasser oder die Atemluft aufgenommen. Eine Schätzung von Forschenden der Universität Newcastle in Australien geht von bis zu fünf Gramm pro Woche aus. Mikroplastik entsteht unter anderem beim Abrieb von Reifen und Schuhsohlen, beim Waschen von synthetischen Textilien oder bei der Verwendung von Kosmetika. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts besteht nur gut ein Viertel der Kunststoffe (116.000 Tonnen), die in die Umwelt gelangen, aus Makroplastik (Plastikteile wie z. B. Plastiktüten, Einwegplastikbecher- und Geschirr etc.), fast drei Viertel (330.000 Tonnen) sind Mikroplastik. Eine Untersuchung von Flusswasser ergab z. B. bei der Donau einen höheren Anteil an Plastikpartikeln (317 Teilchen) als Fischlarven (275).
Laut dem Bundesamt für Risikobewertung ist eine gesundheitliche Gefährdung durch Mikroplastik nicht bewiesen. Eine toxische Wirkung kann aber nicht ausgeschlossen werden, zumal bei vielen Kunststoffteilchen zugesetzte Verbindungen wie Farbstoffe, aromatische Verbindungen und Weichmacher im Körper freigesetzt werden können.
Den Kunststoffkonsum zu reduzieren ist relativ einfach. Ein bewussterer und achtsamer Umgang mit Plastik ist, auf die Masse betrachtet, schon ein ungemein großer Fortschritt. Der Erfolg zu einer nachhaltigen Veränderung beruht dabei nicht auf einer sofortigen und konsequenten Vermeidung von Kunststoff, das würde gar nicht funktionieren. Es hilft bereits, die stufenweise Reduktion von Plastik anzugehen. Jeder Ersatz von Kunststofftüten und Einwegbechern durch wiederverwendbare Thermobecher, Gemüsenetze, Brotdosen oder Stoffbeutel zählt.
11 Tipps, wie Du Plastik im Alltag reduzierst
01 Vorbereitet einkaufen gehen
Wer einkaufen geht, sollte sich eine Tragetasche oder einen Korb mitnehmen. Und natürlich Stoffbeutel oder wiederverwendbare Netze für frisches Obst und Gemüse. So fällt es leicht, auf die Kunststofftüten zu verzichten und umweltbewusster einzukaufen. Wer dauerhaft einen Stoffbeutel in Handtasche oder Rucksack dabei hat, kann auch bei spontanen Einkäufen oder Shoppingtouren komplett auf Plastiktüten verzichten.
02 Aus dem eigenen Becher trinken
Menschen, die gerne unterwegs einen Kaffee oder Tee trinken, können sich einen schicken Thermobecher zulegen und immer dabeihaben. Oft verbessert sich dadurch nicht nur die Plastikbilanz, nein, ihr spart in den meisten Cafés sogar zehn bis zwanzig Cent. Dasselbe gilt übrigens für Smoothie-Becher und wiederverwendbare Strohhalme aus Edelstahl oder Bambus.
Auch PET-Wasserflaschen lassen sich leicht vermeiden, indem du auf Glasflaschen umsteigst oder dir zu Hause wiederverwendbare Flaschen mit Wasser befüllst. Zudem sind Bisphenol-A-
(BPA)-haltige Plastikwasserflaschen, wie man sie in vielen Supermärkten findet, umstritten, da Bisphenol A als Prohormon einen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt haben kann.
03 Die Pflegeroutine verbessern
Auch im Badezimmer findet sich häufig überflüssiges Plastik: herkömmliche Zahnbürsten, Damenhygieneartikel, Wattepads und -stäbchen etc. Zusätzlich zur Verpackung findet sich in einigen Duschgels und Shampoos Mikroplastik.
Tolle Alternativen sind z. B. Zahnbürsten mit Bambusstiel, Menstruationstassen, waschbare Pads, Wattestäbchen mit Pappstiel, feste Seifen und Shampoos – wie sie der Mensch seit Jahrtausenden (Alepposeife) verwendete.
Übrigens ist es gerade bei Kosmetika sinnvoll, die Inhaltsstoffe auf Mikroplastik und Toxine zu prüfen – nicht nur im Interesse der Umwelt, sondern auch der eigenen Gesundheit zuliebe.
04 Müll richtig trennen
Leider werden die Möglichkeiten, Müll richtig zu trennen, aufgrund von schlechter oder fehlender Aufklärung sowie durch unzureichend bereitgestellte Behältnisse in Mietshäusern erschwert. Achte auf den Grünen Punkt für Plastikverpackungen. Auch Saft- und Tetrapacks gehören in den Kunststoffbehälter. Trenne neben Papier und Restmüll wenn möglich auch den Bio-Müll. Vielleicht hast du ja einen kleinen Garten und kannst einen Bio-Kompost aufbauen? So erhältst du für deinen heimische Obst- und Gemüsezucht auch den benötigten Dünger.
05 Plastikarme Produkte wählen
Viele Produkte im Supermarkt sind doppelt in Plastik eingepackt, beispielsweise Schokoriegel oder Kekse, die sowohl einzeln als auch in der Umverpackung verpackt sind. In diesem Fall macht es Sinn, Produkte zu wählen, die weniger Müll produzieren. Im obigen Beispiel bietet es sich an, eine große Tafel Schokolade anstelle der Tüte mit einzeln verpackten Riegeln zu kaufen.
Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann in Unverpackt-Läden einkaufen gehen und sich Dosen und Stoffbeutel von zu Hause mitnehmen. Tolle Unverpackt-Läden in Köln sind zum Beispiel:
– Veedelskrämer Ehrenfeld + Agnesviertel
– Tante Olga Sülz + Nippes
– Zollstock Unverpackt Zollstock
– Silva Braunsfeld
06 Fischkonsum auf 0 reduzieren
Wusstest du, dass die wichtigsten gesunden Stoffe und Spurenelemente in der Nahrung der Meeresbewohner zu finden sind? Nein! Dann bist du nicht allein. Das heißt, du musst nicht auf Meeresfrüchte verzichten, allerdings musst du die Nahrungskette auf den Kopf stellen! Würden wir alle Algen essen statt Fisch, und das könnten wir, würden wir 50 % des Plastiks in unseren Meeren vermeiden bzw. den Abfallteppich um die Hälfte reduzieren. Vegetarisches Sushi ist ganz leicht zubereitet und blitzschnell im Algenblatt verpackt. Alternativen zum Fisch sind zahllos, Omega 3 findest du zum Beispiel in Walnussöl.
07 Wiederverwendbare Behälter nutzen
Snacks, die du dir für unterwegs mitnimmst, müssen nicht in eine Plastiktüte eingepackt werden. Es gibt sehr schöne und praktische Dosen oder Gläser, die immer wieder verwendet werden können. Dem Comeback der guten alten Vesperdose steht also nichts mehr im Weg.
08 KLEIDUNG LÄNGER tragen
Schon einmal etwas von „Fast Fashion“ gehört? Kurz gesagt, sie ist verantwortlich für unmenschliche Arbeitsbedingungen, Umweltzerstörung durch Chemieabfälle, den langsamen Tod des Schneiderhandwerks, Kinderarbeit und den Wegfall gut bezahlter Arbeitsplätze in Europa. Was du tun kannst? Dich informieren, wie Modeketten produzieren und Fast Fashion gänzlich meiden, online wie offline.
09 MEHR SELBST MACHEN STATT FERTIG KAUFEN
Fertiggerichte und geliefertes Essen sind häufig in Plastik oder Styropor eingepackt. Binde dir doch auch mal selbst die Schürze um und werde in der Küche aktiv, so kannst du diesen Plastikmüll vermeiden. Zudem spart Selbstgekochtes häufig nicht nur Plastik, sondern auch Geld! Und nicht zu vergessen: Kochen macht Spaß und kann sowohl die geistige wie auch die körperliche Gesundheit nachhaltig verbessern. Fermentieren und einkochen sind weitere Wege, frische Lebensmittel, vielleicht sogar aus dem eigenen Garten oder Balkon, haltbar zu machen und ganzjährig frisch und gesund zu genießen. Wann gibt es bei dir das erste selbstgemachte Pesto?
10 Sich engagieren
#FridaysForFuture #ScientistsForFuture → In den Köpfen unserer Jüngsten und denen unserer Klügsten ist die gesamte Umweltproblematik angekommen. Man sagt ja, Kinder und Betrunkene seien immer ehrlich. Wissenschaftler wie Professor Dr. Detlef Fetchenhauer und Dr. Thomas Göbbels gehen davon aus: „Je höher das Niveau an finanzieller Ehrlichkeit, desto stärker das Wirtschaftswachstum und desto höher das Bruttoinlandsprodukt“ (Studie zum Nord-Süd-Gefälle: Deutschland landet hier im Mittelfeld, ganz oben stehen die skandinavischen Länder). Dies sollte uns doch allen Mut machen, ehrlich für Themen einzustehen und so unsere wie auch die Zukunft der Biosphäre positiv zu beeinflussen.
11 Sprich darüber und kehre vor der eigenen Haustür
„Ich kann die Welt nicht verändern. Aber einen einzelnen Menschen. Mich selbst.“
Karlheinz Böhm
Recycling
Was wir sehen, fühlen und hören, bestimmt unser Bewusstsein. Plastik ist ein praktischer Alltagsbegleiter und die Industrie geschickt darin, die unübersehbare Problematik zu verdrängen – wie auch wir alle, als Konsumierende. Empfehlenswert ist letztlich nur der Verzicht auf den Komfort, den uns Plastik bietet. Recycling oder Upcycling scheitert, die globale Recyclingquote liegt bei weniger als 10 %. Die Herstellung von Kunststoffen ist verantwortlich für knapp 10 % des weltweiten Verbrauchs von Rohöl – mehr als die Hälfte des jemals weltweit produzierten Plastiks wurde nach dem Jahr 2000 produziert. Die Zeit zu handeln ist also jetzt.
Fazit
Von den meisten Verbraucher:innen wird Plastikmüll als ein vielseitiges Problem wahrgenommen. Jedoch ist nur sehr begrenzt ein umsichtiges und verantwortungsbewusstes Handeln erkennbar. Im Alltagsleben lieb gewonnene, praktische Konsummuster abzulegen, ist Aufgabe aller Vorreiter:innen und Role-Models der Klima- und Umweltschutzbewegung. Zero-Waste-Blogger:innen machen vor, was der Planet von uns allen erwartet und wir unseren Kindern und Enkelkindern schuldig sind. Nachvollziehbar bleibt aber auch, erst einmal nur wenig oder nichts zu ändern. Solange die bestehenden Anreizsysteme nicht neu gedacht werden, kann und darf die Schuld am sich immer schneller drehenden Plastikstrudel nicht zuerst bei Konsumierenden gesucht werden. Politik und Unternehmen sind in der Verantwortung. Hier kann es nicht länger abhängig gemacht werden von gesellschaftlicher Gemengelage, Parteiprogramm, Sonntagsfrage oder dem überholten Shareholder-Value-Prinzip, ob und wann es eine Abkehr von zukunftsgefährden Stoffen geben kann. Die Faktenlage ist eindeutig, deshalb braucht es kluge Anreizsysteme für Unternehmen, die die Vermeidung von Kunststoffen innehaben und gleichzeitig, ähnlich wie beim Mineralöl, die schlechte Umweltbilanz dieser Stoffe durch eine Steuer im Preis veranschaulichen. Die Bepreisung von CO2-Emissionen kann, eine deutliche Erhöhung jener vorausgesetzt, zu einem effektiven Steuerungsinstrument aufblühen. Diese Anstrengungen gilt es auf lokaler Ebene zu tätigen und zu prüfen, um so Blaupausen für eine plastikarme Zukunft zu zeichnen. Nachvollziehbar bleibt auch, dass wir Menschen etwaigen Verzicht, bewusst oder unbewusst, in kritischer Masse erst dann in Handlungen umsetzen, wenn Verdrängung der Ursachen wie auch die Unübersehbarkeit des Problems unser Handeln alternativlos machen.
Die Zeit zu handeln ist jetzt!
Auch, wenn es zu Beginn nicht leichtfällt zu verzichten, die Zukunft unserer Jüngsten ist es allemal wert, überholte Muster abzulegen. Wirklich verbiegen muss sich hierfür niemand. Unsere elf Tipps zur Plastikmüllreduktion sind vielleicht auch dein Anfang.
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