Von Zohra Hamidi

„Oh Fortuna sei mit mir!“

Die ewige Suche nach dem großen Glück

Die Streben nach Glück gestaltet sich fast so kompliziert wie die Entdeckung des heiligen Grals – beide versprechen Glückseeligkeit und sind schwer zu finden. Unabhängig von Geschlecht, Kultur und Epoche haben sich die Menschen immer darüber Gedanken gemacht, was Glück eigentlich bedeutet und wie man es erreichen kann. 

Im Königreich Bhutan ist das Glücklichsein sogar im Gesetz verankert. Der bhutanische König Singye Wangchuck führte 1974 das sogenannte Bruttonationalglück ein. Dieses misst das gesamthafte Wohlergehen (materielles, soziales und psychische Wohlbefinden) einer Gemeinschaft. Sogar politische Reformen werden unter ihrem Einfluss getroffen. Inzwischen orientieren sich auch westliche Staaten wie Neuseeland, Kanada und Australien an dem Model des Bruttonationalglücks.

Doch ist Glück wirklich messbar?

Oder ist das Glück höherer Gewalt zu verdanken? Ist es Zufall oder etwas, was wir selbst erschaffen können? Oder ein bisschen von allem?

Diese Vielschichtigkeit und Komplexität von Glück untersucht die moderne Glücksforschung. Sie unterscheidet zwei Arten von Glück:

  1. Das Lebensglück: umfasst längere Zeiträume und positive Umstände, wie zum Beispiel ein erfülltes Berufsleben, ein positives Selbstbild und gute Beziehungen zur Familie und zu Freunden.
  2. Zufallsglück: unerwartete positive Ereignisse, wie zum Beispiel ein Lottogewinn. Das Zufallsglück lässt sich nicht beeinflussen und tritt plötzlich auf.

Die Bedeutung von Glück


Doch fernab aller wissenschaftlichen Diskurse stellt sich immer noch die Frage, was Glück für jedes einzelne Individuum bedeutet. Ist es beruflicher Erfolg, materieller Wohlstand, Familie oder Lebensqualität allgemein? Und gibt es Glücksformeln?

Die Wahrnehmung von Glück ist so vielschichtig und bunt wie die Welt selbst: In unserer materialistisch geprägten Gesellschaft ist Glück oft mit Anerkennung, Status und Wohlstand gleichgesetzt. In anderen Menschen lösen Vergnügen, Freude, Spaß und Begeisterung Glücksgefühle aus. Andere wiederum macht es glücklich, gesund zu sein und am Leben teilzunehmen.

In vielen Entwicklungsländern hingegen ist Glück oft an existentielle Grundbedürfnisse gekoppelt: ausreichende Nahrung, Zugang zu Wasser, ein Platz zum Kochen, sechs Quadratmeter Wohnraum und eine sechsjährige Schulbildung, können Glücksgefühle und Dankbarkeit erzeugen.

Gibt es eine Anleitung zum Glücklich sein?

Nein, die gibt es nicht, auch wenn im Internet eine große Menge von Glücksanleitungen existieren. Denn Glücklichsein hat sehr viel mit Selbstreflexion und Selbstverantwortung zu tun und funktioniert nicht nach einer Glücksformel. Doch Selbstakzeptanz und Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen, kann ein grober Kompass zur Erlangung einer gewissen Zufriedenheit genutzt werden.

Die volle Verantwortung für sein eigenes Glück zu übernehmen fällt vielen schwer. Daher neigen Menschen dazu, das eigene Glück von anderen abhängig zu machen. Diese Abhängigkeiten sind kontraproduktiv und eine ausgezeichnete Anleitung zum unglücklich sein.

Akzeptanz als Schlüssel zum Glück?

Viele Menschen laufen Zielen hinterher in der Hoffnung, dass diese Ziele sie nun endlich glücklich machen.

„Wenn ich so viel arbeiten könnte wie mein Kollege, würde ich mehr positives Feedback erhalten.“

„Wenn ich erst einmal so gut flirten kann wie mein Freund, dann werde ich beliebt bei Frauen sein.“

Diese unrealistischen Bestrebungen führen ins Unglück, wenn sie sich nicht wirklich innerhalb des eigenen realistischen Rahmens befinden.

Karl Böhm, ein bedeutender österreichischer Dirigent drückte das vor über 125 Jahren so aus:
„Glücklich sein ist ein Maßanzug. Unglückliche Menschen sind jene, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.“

Die Wirkung von Bewertungen auf das Glück

Nicht nur die Selbstakzeptanz und Eigenverantwortung können als grobe Richtungsweiser zur Glückserlangung dienen. Auch die Bewertung bzw. Nicht – Bewertung von Situationen und Dingen sind ausschlaggebende Faktoren, die Glücksbestrebungen unterstützen können.

Denn das Glück hängt maßgeblich davon ab, wie man etwas wahrnimmt und welchen Wert man ihm beimisst, denn wir bewerten ständig. Menschen, Situationen oder uns selber. Oft verwendet man in der Regel dabei Worte wie „richtig – falsch“, „schön – hässlich“, „gut – böse“ usw. Bewertungen des eigenen selbst und seiner Bestrebungen sind dabei besonders tückisch.

„Ich habe den Posten nicht bekommen, weil ich unfähig bin“.
„Ich bekomme nicht genug Posts, weil ich eine schlechte Influencerin bin“.

Diese Bewertungen hindern uns daran, rational zu denken und unsere Emotionen und Reaktionen bewusst zu steuern. Auch lassen sie keine alternativen Lösungsansätze zu. So können diese subjektiven Bewertungen zu Glück bzw. Unglück führen. Und genau hier liegt die Krux, die schwer aufzulösen ist.
Ich habe für mich festgestellt, dass meine schlechten Bewertungen Frustration und negative Energie in mir ausgelöst haben. Die Umsetzung von realistischen, erreichbaren Zielen, z.B. einem Studium im Ausland, heiterten mich jedoch sehr auf.

Glück zu finden und es zu konservieren ist für mich nach wie vor ein Mysterium. Jedoch bietet das Leben an verschiedensten Orten und Zeiten immer wieder Möglichkeiten, glücklich zu sein. Zum Glück.

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