Pferde sind auch nur Menschen

„Ein gerettetes Tier verändert nicht die Welt,
aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.“

So lautet einer der Leitsprüche des Kölner Schutzhofs für Pferde Tierschutz und Umwelt e.V.

Und ich kann aus Erfahrung sagen, dass da nicht nur einiges dran ist. Die Umsetzung dieses Leitspruchs ist auch noch leichter, als manch einer glauben mag.

Ich selbst bin ein Tier- und insbesondere Pferdefreund. Dabei geht es mir nicht um den Reitsport an sich, sondern darum, Pferde nicht als Sportmaschine oder Arbeitsgegenstand zu betrachten. Pferde sind fühlende Lebewesen und nicht nur meiner Meinung nach auch noch sehr soziale Tiere. Selbst einem Menschen, der mit dem Tierschutz nichts zu tun hat, dürfte es doch sehr ungerecht erscheinen, ein treues Tier, das vielleicht 20 oder gar 30 Jahre lang brav und geduldig Kindern auf seinem Rücken das Reiten beigebracht hat, einfach an seinem Lebensabend auszurangieren, weil es gesundheitlich einfach nicht mehr dazu in der Lage ist.

Nur weil ein Pferd nicht wie eine Schmusekatze im fortschreitenden Alter abends auf den Schoß springen kann, verdient es doch nicht weniger Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe, oder?

 Meine Katze ist auch alt, sieht und hört nicht mehr gut, aber deshalb kommt sie bestimmt nicht in den Topf.

Ich bin nun seit November 2018 ehrenamtliche Helferin und Pferdepflegerin auf dem Kölner Schutzhof und habe dort eine Patenschaft für die Kaltblut-Stute Gina übernommen, die ich mindestens zweimal in der Woche besuchen und pflegen gehe

Gina ist ein Norweger-Fjordpferd-Mix und mein ganz persönliches Herzenspferd. Sie kam im November 2018 zum Schutzhof, da bei ihr eine Operation am vorderen linken Karpalgelenk katastrophal schief ging und die Besitzer die daraus resultierenden, enorm hohen Arztkosten nicht mehr tragen konnten. Gina leidet zusätzlich an Arthrose, welche das Kniegelenk extrem angegriffen hat.  Die wunderschöne Stute ist nun leider nicht mehr reitbar, doch das macht gar nichts!
Wenn ich auf den Hof komme und Gina meine Stimme hört, streckt sie schon mit gespitzten Ohren den Kopf aus ihrer Box und begrüßt mich mit einem liebevollen Blubbern aus ihren Nüstern, fast so als wollte sie sagen: „Wie schön, da bist du ja! Was machen wir denn heute?“Ich hatte von Anfang an eine Verbindung zu ihr und muss zugeben, dass ich für dieses Pferd alles tun würde.
Gina ist zwar manchmal eine dominante Stute, aber genau das macht auch ein bisschen den Reiz für mich aus.

Ich bin eine leidenschaftliche Anhängerin des Natural Horsemanship, dem natürlichen Umgang mit
Pferden, der auf Instinkten beruht und Menschen dazu anregen soll, wie ein Pferd zu denken. Ganz
ohne Gewalt kann sich der Mensch hierbei als vertrauenswürdiges und kompetentes Leittier
offenbaren, dem das Pferd gerne folgt und bedingungsloses Vertrauen schenkt.

Pferde kommunizieren durch Körpersprache und eigentlich wird immer wieder die Frage geklärt: „Wer bewegt wen?“.Es ist faszinierend, dieses Verhalten zu beobachten und durch das Natural Horsemanship sogar mit zu beeinflussen. Gina und ich sind schon ein sehr gutes
Team geworden und es ist einfach jedes Mal ein Hochgefühl, wenn ich die Früchte meiner Arbeit mit ihr sehe und spüre.

 

Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema.

Der Kölner Pferdeschutzhof wurde 1988 von der Initiatorin Ruth Machalet gegründet. Alles begann bei einem Spaziergang mit ihren Hunden, bei dem sie auf zwei verwahrloste Ponys aufmerksam wurde, die Stute Fee und ihr Fohlen Sarah. Beide standen alleine und in schlechtem Zustand auf einem Grundstück an der Neusser Landstraße. 6 Monate Verhandlungen mit dem Besitzer waren nötig, bis die Tiere endlich in die Obhut der engagierten Tierschützerin kamen und somit den Startschuss für den Schutzhof gaben.

 

1990 war es dann endlich soweit: Die Aufbauphase auf dem mittlerweile über 30.000 m² großem Grundstück, Auf dem Ginsterberg in Köln Longerich, war abgeschlossen. Und der Schutzhof besteht trotz etlicher Widrigkeiten, Sachbeschädigungen und chronischem Geldmangel bis heute!
Die Hofleitung wurde nach dem Tod der 82-jährigen Ruth Machalet im September 2012 von ihrer Tochter Sabine Verbeek übernommen, die den Hof nun mit etlichen jahrelangen und treuen Helfern am Leben hält.

Ich persönlich schätze die ungemein herzliche, faire und auch menschliche Art von Frau Verbeek sehr und wurde schon am ersten Tag mit offenen Armen empfangen, damals auch noch von der lieben und sehr kompetenten Pferdewirtin Katrin Bleschkowski. Zu meinem großen Bedauern ist Frau Bleschkowski mittlerweile nicht mehr Teil des Hofteams und ich vermisse sie dort sehr. 

Für mich war nach einer freundlich geführten Besichtigung des Hofs und dem Kennenlernen der Tiere klar, dass ich mich auch ehrenamtlich engagieren und helfen möchte. Der Hof finanziert sich ausschließlich über Spenden und Sponsoren, ehrenamtliche Helfer werden ständig gebraucht, da es eigentlich immer etwas zu tun gibt.

Rund 30 Pferde und Ponys, Ziegen, Hängebauchschweine, Katzen und natürlich die beiden Hofhunde werden derzeit dort beherbergt und wenn nötig, liebevoll aufgepäppelt.
Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass sich der Kölner Pferdeschutzhof als Vermittlungsstelle sieht. In Notsituationen geratene Pferde und Ponys werden hier gepflegt und sogar resozialisiert, damit sie wieder in ein neues, dauerhaftes und hoffentlich endgültiges Zuhause vermittelt werden können. Meist handelt es sich dabei um Privatpersonen, die zuvor noch ausgiebig geprüft werden.

Mit dem von der Stadt Köln anerkannten Tierschutz- und Jugendprojekt “PFERDESCHUTZHOF” haben hier insbesondere auch Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, den Umgang mit Pferden und deren Pflege zu erlernen. Die Kinder werden direkt in den Hofalltag und das Hofgeschehen mit eingebunden und können hierbei nicht nur soziale Kompetenzen trainieren, sondern machen auch die Erfahrung, dass sie selbst und ihre Hilfe gebraucht werden. Das stärkt das Selbstbewusstsein.

Es werden zusätzlich verschiedene Aktionen mit den Kindern geplant, wie etwa Picknicks, Feste und Ausflüge. Auch Projekttage für Kinder rund um das Thema Pferd und Natur werden angeboten.
Der Pferdeschutzhof Köln bietet nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen die Möglichkeit, regelmäßig in den Kontakt mit Tieren zu kommen und dabei auch noch etwas sehr Sinnvolles zu tun.

Auch für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ist nicht nur der Umgang mit Tieren an sich förderlich/positiv/ hilfreich. Einem Ehrenamt nachzugehen, ist eine gute Möglichkeit, wieder eine geordnete Tagesstruktur zu erlangen und verborgenes Potential zu entdecken.

Helfern, Sponsoren und Spenden ist es zu verdanken, dass der Pferdeschutzhof im Jahr 2018 sein 30-jähriges Bestehen feiern konnte.

Ich bin sehr glücklich darüber, nun Teil des Hofes zu sein und möchte die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich bisher dort gesammelt habe, nicht mehr missen. 

Für mich ist es ein unglaubliches Geschenk zu sehen und zu erleben, wie ein gerettetes Pferd aufblüht, wie es wieder neuen Lebensmut fasst und (seinen) Menschen wieder mit gespitzten Ohren und einem freundlichen Wiehern begrüßt, weil es sich darüber freut, noch gebraucht zu werden und am Leben zu sein. 

Und unter uns: Pferde sind, was das angeht, doch eigentlich auch nur Menschen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Redakteurinnen Karin Protoschill und Jessica Mischker für einen wundervollen Tag auf dem Schutzhof, bei dem all die schönen Fotos entstanden sind.

Kölner Schutzhof für Pferde
Tierschutz & Umwelt e.V.

Foto –––– © KI generiert 
Foto –––– © Pexels.com /  garonpiceli
Foto –––– © Pexels.com / tuba

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