von F.W.
- Autor:innen: F.W.
- Layout: Ehemalige TN
- Veröffentlicht: 23.03.2023
- Kategorie: Storys
Ich bin Teilnehmer der APE im BTZ. Hier ist mein Lebenslauf, wie ihn kein Arbeitgeber zu sehen bekommt.
2002 – 2007: Besuch der Grundschule.
2007 – 2012: Besuch der Weiterführenden Schule.
2012: Der erste Break. Zu diesem Zeitpunkt war ich nun schon länger in therapeutischer Behandlung für Depressionen. Als dann jedoch auch noch eine Trennung von meiner damaligen Freundin dazu kam, zog mir dies komplett den Boden unter den Füßen weg. Der Schulbesuch wurde für mich unmöglich. Erst mit einem stationären Klinikaufenthalt änderte sich dies und auch vieles andere für mich zum Besseren. In dieser Zeit habe ich für mich eine berufliche Perspektive entdeckt und zwar, dass ich anderen gerne so helfen würde, wie mir dort geholfen wurde.
2012 – 2014: Abschluss der mittleren Reife, eine sehr angenehme Zeit, alles lief soweit gut.

2014 – 2015: Unterstufe Fachabitur im sozialen Bereich, ein neuer Lebensabschnitt, alles fängt gut an.
2015 – 2016: Ein weiterer Break. Es war schon während der Unterstufe für mich schwierig regelmäßig anwesend zu sein. Oftmals war nicht die Kraft dafür da. Hinzu kam ein Todesfall im engeren Familienkreis. Nachdem ich die Unterstufe sehr knapp bestanden hatte, mit einer Anzahl an Fehlstunden, die gerade noch so erlaubt waren, wurde mir angeboten mein Fachabitur für ein Jahr lang zu pausieren. An diesem Punkt war es durchaus schwierig für mich zu akzeptieren, dass im Auge der gesellschaftlichen Norm ich noch weiter nach hinten zurückfalle und die Alterspanne zwischen mir und meinen Klassenkameraden sich um ein weiteres Jahr erhöht. Da ich ohnehin schon zwei Jahre im Verzug war, fiel mir diese Entscheidung umso schwerer.
Im Nachhinein war diese Zeit jedoch sehr wichtig für mich, um die letzten paar Jahre verkraften und in Ruhe an mir arbeiten zu können und dafür bin ich der Schule sehr dankbar.
2016 – 2017: Abschluss des Fachabiturs. Notendurchschnitt: 1,5. Fehlstunden: 0. Und dazu noch eine der für mich allerbesten Zeiten in meinem Leben. Mir ging es gesundheitlich gut, die Schulklasse war extrem super und ich war in meiner Perspektive, was ich in Zukunft machen möchte, gestärkt.
2017 – 2018: Ich verfolgte weiterhin mein Ziel im sozialen Bereich durchzustarten. Um den praktischen Teil der Fachhochschulreife abzuschließen, habe ich mich für ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) in der Pflege entschieden. Dort habe ich mich anfangs sehr wohl gefühlt, kam nach einer Weile jedoch auch wieder an meine Leistungsgrenze. An der Arbeitsstelle wurden die weniger leistungsstarken Mitarbeiter von den Kollegen gemobbt, weswegen ich mich entschieden habe mein FSJ nach einem halben Jahr abzubrechen. Dennoch konnte ich damit den praktischen Teil meiner Fachhochschulreife abschließen.

2018 – 2022: Der Start ins Studium verlief anders als ich es mir erhofft hatte.
Ich merkte schnell, dass ich die Ereignisse, die zu meiner ursprünglichen Leistungsminderung geführt haben und das Mobbing im FSJ, noch nicht verarbeitet hatte. Mit der Selbstständigkeit, die im Studium plötzlich von einem erwartet wird, war ich komplett überfordert und nach nur einer Woche ging es mir so schlecht, dass ich nicht mehr daran teilnehmen konnte. Erst durch eine erneute Therapie merkte ich, dass ich den sozialen Bereich zwar unglaublich interessant finde, dieser jedoch als Beruf für mich nicht in Frage kommt. Nun stand ich da, unwissend was ich machen sollte und wie viel ich davon überhaupt schaffen würde.
Jeder kleine Funke an Ideen, was ich denn nun tun könnte, wurde erstickt von der Angst die erforderliche Leistung nicht aufbringen zu können. Jeder Schub an Energie wurde gedämpft, da ich keine klare Perspektive hatte, wo ich mit dieser Energie ansetzen konnte.
Ich nahm für ein paar Monate an einem Angebot zur Hilfestellung der Berufsfindung in der Nähe von meinem Wohnort teil. Diese endete allerdings, als ich eine zum Absenden fertige Bewerbung nicht verschicken konnte, aus der weiter bestehenden Angst wieder komplett überfordert zu sein. Damit war der Rahmen der dort angebotenen Hilfestellung leider ausgereizt. Es verging eine lange Zeit, in der ich mich immer wieder, in meinem eigenen Tempo, mit dem Thema auseinandergesetzt habe, welcher Berufsweg nun der Richtige für mich sei. Ich wusste nicht, wo ich anfangen soll. Erst als meine Mutter meine Situation bei einem Gespräch mit ihrer zuständigen Beraterin bei der Agentur für Arbeit ansprach, kam wieder mehr Fahrt in die Angelegenheit. Besagte Beraterin gab uns die Infos, dass es für solche Situationen definitiv Maßnahmen gäbe und ich mich doch einfach mal melden sollte. Persönlich wäre ich nie darauf gekommen, da alles was ich von Freunden oder den Medien über das Arbeitsamt gehört habe, war negativ und glich eher einer Überhäufung an Stellenangeboten als einer persönlich angepassten Hilfestellung.
Zu meiner Erleichterung lief es überhaupt nicht so ab, im Gegenteil, meine Beraterin spiegelte mir nämlich genau dieses Sentiment wider. Auch sie hatte den Eindruck, dass es mir nicht helfen würde, mit Arbeitsangeboten überflutet zu werden, sondern mich stattdessen über das Thema zur beruflichen Rehabilitation aufzuklären. Nach vier Jahren vergeblicher Suche hatte ich endlich das Gefühl, einen Weg für einen Neustart gefunden zu haben. Ein Weg, der zu mir passt.
Nach ein paar weiteren Gesprächen und einer psychologischen Begutachtung wurde mir dann ein Arbeitserprobungstraining (APE) beim BTZ Berufliches Trainingszentrum in Köln angeboten und vom Träger übernommen.
Und hier bin ich nun, nach so vielen Tagen und Wegen, die nicht zu passen schienen.
Schritt für Schritt und Tag für Tag zur nächsten Chance.
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