Zweite Chance für Lebensmittel
- Autor:innen: I. Zimmermann
- Layout: admin-akzente
- Veröffentlicht: 06. Januar 2023
- Kategorie: Gesellschaft
Ich bin im Supermarkt und schlendere entlang der Gemüsetheke. Tomaten 3,99 € für 300 g, ein Salatkopf 2,50 €, Zucchini 1,50 € das Stück. Vieles ist teurer geworden, und Einkaufen wird zu einer Schnäppchenjagd, wenn man die teuren Produkte links liegen lässt.
Zweite Chance für hartes brot
Ich überlege, was ich heute Abend kochen kann, da ich zwei Freundinnen zum Essen eingeladen habe. Dafür kaufe ich einige Angebote ein und achte darauf, dass man die Produkte auch nach Anbruch länger verwenden kann. Denn manchmal schaffe ich es nicht, die vielen angebrochenen Lebensmittel innerhalb von wenigen Tagen aufzuessen.
Im letzten Jahr hat man einen Großeinkauf noch für 50 € bekommen und kam damit eine Woche aus, jetzt zahle ich dasselbe oder sogar etwas mehr für einen deutlich sparsamer befüllten Einkaufswagen. Da schlucke ich erst einmal. In Zeiten der Preiserhöhung und Inflation gehe ich bewusster einkaufen und denke über den Wert der Waren nach. Das ist vielleicht der einzige positive Effekt der gestiegenen Preise, wenn nicht nur ich mir solche Gedanken mache: Man isst bewusster und wirft nicht mehr so viel weg. Zum Glück sind Nachhaltigkeit und biologischer Anbau mittlerweile bei den meisten Menschen in den Köpfen angekommen.
Ich fahre mit meiner Beute heim und freue mich auf einen schönen Abend.


Rest(e)los glücklich
Am nächsten Tag schauen mich die angebrochenen Lebensmittelpackungen – geräucherter Lachs, Frischkäse, Käse – im Kühlschrank an. Zum Einfrieren eignet sich nichts davon und es lohnt sich bei den geringen Mengen auch nicht. Und oft ist es ja auch so, dass man etwas einfriert und dann vergisst. Das Baguette vom Vortag, für das ich 3 € bezahlt habe, ist trotz Einpacken hart geworden, was mich sehr ärgert. Ich überlege kurz und mir kommt die Idee, Semmelknödel aus dem trockenen Brot zu machen. Dazu eine Frischkäse-Lachs-Soße. „Hm, lecker“, freue ich mich. Eine kleine Tüte frischen Blattspinat habe ich noch im Kühlschrank, außerdem ein Ei. Zwiebeln und Knoblauch habe ich immer im Gemüsekörbchen vorrätig. Perfekt, dann gibt es Spinatknödel.

Zubereitung
Ich schneide das Baguette in kleine Würfel und gebe diese in eine Schüssel. Dazu schütte ich einen Schuss Hafermilch und lasse das Brot für 30 Minuten einweichen. In der Zwischenzeit schmore ich kleine Zwiebelwürfel und eine zerhackte Knoblauchzehe in etwas Olivenöl an. Nach dem Waschen gebe ich den Blattspinat zu den Zwiebeln und dünste ihn kurz an. Danach püriere ich alles, würze mit Salz, Pfeffer, Muskat und lasse die grüne Masse abkühlen. Zum eingeweichten Brot gebe ich etwas Salz, zerquetsche es mit einer Gabel, sodass ein Teig entsteht und füge die Spinatmasse dazu.
Ich stelle einen Topf mit Wasser auf, salze es und lasse die Masse ruhen, bis das Wasser kocht. In dieser Zeit bereite ich die Lachs-Soße zu. Dafür schneide ich erneut eine kleine Zwiebel und brate diese an. Ich lösche sie mit etwas Wasser ab und gebe einen Esslöffel Frischkäse dazu. Ich rühre, bis der Frischkäse geschmolzen ist. Nun schneide ich zwei Scheiben Lachs in kleine Stücke und gebe diese zur Soße. Alles kocht kurz auf, ich schmecke mit Salz und Pfeffer ab. Danach stelle ich die Soße beiseite. Nun kocht auch das Wasser für die Semmelknödel. Ich knete den Teig durch, gebe ein Ei dazu und vermenge alles. Wenn der Teig zu klebrig ist, kann man ihn durch Zugabe von etwas Dinkel- oder Weizenmehl fester bekommen. Ich nehme zwei Teelöffel, forme kleine Knödel aus dem Teig und lasse diese in das kochende Salzwasser fallen. Diesen Vorgang wiederhole ich, bis der Teig aufgebraucht ist und ich zehn wunderschöne kleine Knödel im siedenden Wasser schwimmen sehe. Sobald die Knödel an der Wasseroberfläche auftauchen, sind sie gar. Ich schütte sie in einem Sieb ab.
Damit sie schön knusprig werden, brate ich sie noch kurz mit Olivenöl in einer Pfanne an. Danach nehme ich einen Teller, gebe mehrere Löffel Soße in die Mitte und lege zwei Nockerln darauf. Ich bestreue sie noch mit Parmesan und dann wird geschlemmt. Hm, lecker!
Und das Beste ist: Ich habe die angebrochenen Zutaten von gestern verwerten können, habe ihnen in Form eines neuen, leckeren Gerichts eine zweite Chance gegeben und nichts wegwerfen müssen. Ich hoffe, hiermit eine Anregung zur Weiterverwertung von Lebensmitteln geben zu können. Viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit!
Zutaten
für die Spinat knödel
1/2 hartes Baguette (oder auch Brot/Brötchen vom Vortag)
50 ml Milch oder Hafermilch
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
500 g frischen Spinat (oder gekochten TK-Blattspinat)
1 Ei
Muskat, Salz, Pfeffer
etwas Olivenöl zum Anbraten
50 g Parmesan oder Käse, den man gerade im Kühlschrank hat (Alternative Gouda, Emmentaler, Bergkäse) zum Bestreuen
Für die Soße
2 Scheiben geräucherter Lachs
1 EL Frischkäse etwas Olivenöl zum Anbraten
Salz, Pfeffer
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