Die Kunst des Nein Sagens

von Benjamin K.

Nein.
Grenzen setzen und halten

Ich bin nicht gut darin, Nein zu sagen. Eine absolute Null bin ich, wenn es darum geht, bei der Arbeit klare Grenzen zu setzen. Und ich bin auf jeden Fall schlecht darin, regelmäßig Pausen zu nehmen und pünktlich Feierabend zu machen. Manchmal ist es meine Neugier, die die Führung übernimmt, manchmal meine Furcht, andere zu enttäuschen, und manchmal ist es einfach ein voreingestelltes „Ja“, das mir über die Lippen kommt, ohne dass ich auch nur eine Sekunde nachgedacht hätte, ob ich die notwendige Zeit oder die Energie für das Projekt habe. Aber Abgrenzung ist wichtig. Wer öfter einmal „Nein“ sagt, ist nicht gleich egoistisch oder rücksichtslos. Ein klares Nein kann ein Weg sein, das Wohlbefinden zu steigern und dadurch effizient im Team arbeiten zu können.

An Grenzen begegnet man sich

Ein Nein macht uns oft Angst, ist aber sehr wichtig für unsere mentale Gesundheit. Um dir selbst und anderen klare Grenzen zu setzen, brauchst du Klarheit darüber, was du im Job gut kannst und auch gern tust. Bedenke auch immer folgende Punkte: 

· Ist es eine Erwartung an dich? Und liegt das an dich Herangetragene in deinem Aufgabenbereich oder handelt es sich eventuell um eine Einladung, in ein Projekt einzusteigen und ist damit optional?

· Stell dir die Frage: „Kann ich mit dieser zusätzlichen Aufgabe meinen bestehenden Aufgaben weiterhin gerecht werden?“ 

· Du musst nicht sofort antworten. Bitte einfach um etwas Bedenkzeit und begründe plausibel, warum du noch nicht sofort zusagen kannst. „Ich muss das Feedback von Projekt A abwarten, bevor ich ein neues Projekt beginne“ oder „Ich muss meinen Kalender zu Rate ziehen und melde mich später dazu bei dir“.

Legitim ist auch, die eigene Arbeit weiterzugeben. Versuch es doch einmal mit einer Gegenfrage an den betreffenden Kollegen oder die Kollegin: „Ich könnte mit Auftrag B beginnen, wenn du Auftrag A zu Ende führst. Was hältst du davon?“

Es ist noch kein:e Nein-Meister:in vom Himmel gefallen, und ständiges Nein-Sagen ist sicherlich auch nicht gut für unsere Beziehungen, weder im Privaten noch im Beruflichen. Auch wurde es uns oft anerzogen, im Beruf Willen und Biss zu zeigen, anderen helfen zu wollen und aus Angst vor Abwertung („Du erledigst ja nur das Nötigste“ oder „Du bist nicht teamfähig“) Aufgaben eher zu übernehmen als abzulehnen. Dies hilft uns aber nicht, unser Wohlbefinden zu steigern, uns beruflich und privat zu entwickeln und uns mit Themen zu beschäftigen, die uns echte Freude bereiten. 

Foto –––– © Freepik.com / wayhomestudio

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