Ja, bin ich denn versehrt?
- Autor:innen: J.D.
- Layout: H.F.
- Veröffentlicht: 10. August 2024
- Kategorie: Storys
Versehren – Synonyme: lädieren, verletzen, verwunden, wehtun
Verwendung in: Versehrtensport, Versehrtenfürsorge, Kriegsversehrte
Versehrt – diese Eigenschaftswort interessiert mich. Ich kenne es. Als etwas, dass außergewöhnlich klingt. Tragisch. Nach großen Taten. Versehrte sind offensichtlich Geschädigte. Menschen, die Zuwendungen bekommen, weil sie Großes für die Gesellschaft geleistet haben und um die sich deshalb gekümmert wird. So wie die Kriegsversehrten. In meiner Jugend waren sie noch präsent. Sie hatten Plastikarme, saßen einbeinig in Rollstühlen oder trugen eine Blindenbinde.
Ich frage mich: Sind wir nicht alle versehrt? Wir alle sind vom Leben lädiert, wurden von Anderen verletzt, haben Wunden davon getragen. Manche für alle sichtbar, manche für Andere unsichtbar. Ist es nicht das, was uns tatsächlich miteinander verbindet? Was uns zu Menschen unter Menschen macht?
Mich interessiert auch das Wort an sich. Ver-sehr-t. Darin steckt „sehr“. Was hat es da zu suchen? Sehr was? Sehr viel Leben? Sehr viel Erfahrung? Sehr viel Mensch?
Ich bin versehrt. Da bin ich mir sicher. Im Wortsinn, aber auch in der übertragenen Bedeutung. Bin verletzt worden. Habe auf offensichtliche Schäden davon getragen. Aber ich habe auch viel erlebt, bin Mensch gewesen. Sehr viel Mensch. Ver-SEHR-t halt.
Nur eine staatlich Rente bekomme ich dafür wohl nicht. *hahaha*
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