Unglück

Was ist Unglück? Gehört Unglück eigentlich zum Glück dazu? So wie die Nacht zum Tag gehört? Und sollte man versuchen, Positives im Unglück zu sehen oder das Unglück schlichtweg als Unglück zu akzeptieren?

Unglück – ganz spontan fällt mir dazu wenig ein. Ich stehe auf dem Schlauch. Was für ein seltsames Wort. Un-Glück. Wenn mir mein gut duftender Hotdog auf die blitzeblanken Kölner Straßen fällt, ist das ein Unglück? Ein Malheur? Ein Missgeschick? Gefühlt wäre es in dem Moment zweifelsfrei ein Desaster. Weltuntergang. Ja, es würde mich vermutlich in diesem Moment unglücklich machen, das stimmt. Wer aber würde da von einem Unglück sprechen? Vermutlich nur wenige. Glücklich würde es aber wohl auch niemanden machen. Außer die Tauben, die sich vor Glück tanzend über den kostenlosen Snack hermachen würden.

 

Werde ich beim nächsten Hotdog-Kauf glücklicher sein, wenn ich es schaffe, den Snack tatsächlich in meine Fressluke zu manövrieren? Wenn ich darüber nachdenke, könnte das tatsächlich sein. Solange ich mir den Moment des Unglücks nochmal vor Augen führen sollte.

Ein Hotdog-Fail als Unglück!? Nee. Unglück klingt größer. Folgenschwerer.

Dass ich krank geworden bin, empfinde ich als großes Unglück. Verschiedene Faktoren, die in kurzer Zeit zusammengekommen sind und ein persönliches Unglück produzierten. Unglückliche Aneinanderreihungen von Geschehnissen und gefühlten Überforderungen. Ja, es ist ein Unglück. Ich bin nicht gerne krank geworden. Hätte ich es mir aussuchen können, ich hätte dankend abgelehnt. Krankheit ist definitiv das Gegenteil von Glück. Ganz sicher brauche ich nicht erst ein Unglück, um anschließend Glück empfinden zu können.

Aber hin und wieder bemerke ich, wie dieses persönliche Unglück größeres Glück für mich bedeuten kann. Viele vermeintliche Unglücke, wie ein fallengelassener Hotdog, bringen mich nicht mehr allzu sehr aus der Ruhe, wie früher mal. Ich schaffe es relativ rasch darüber hinwegzusehen, halb so wild. Kann passieren. Die Tauben freut’s. Die Hotdog-Verkäuferin bestimmt auch. Ich will schließlich einen zweiten heißen Hund. Oh, ich liebe Hunde. Ah verdammt, falsches Thema, entschuldige bitte.

Mein persönliches Unglück – die Krankheit – verschafft mir mehr Gelassenheit bei anderen, weniger schlimmen Dingen. Und Gelassenheit bedeutet für mich Glück. Meine Messlatte, meine Toleranz für ein Unglück, ist durch meine Krankheit gestiegen. Leider.

Oder auch zum Glück.

 

Von F. M.

 

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