Wie „echt“ muss Musik sein, um die Seele zu berühren?
Musik ist Kunst - Aber auch, wenn sie künstlich ist?
- Autor:innen: M. Juziak
- Layout: M. Juziak
- Veröffentlicht: 13.08.2024
- Kategorie: Meinung
Wie wichtig Musik für den Menschen ist, brauche ich vermutlich niemandem zu erzählen. Kaum etwas ist so gut in der Lage, Emotionen zu tragen und auszulösen, wie Musik. Stellt euch mal einen Film vor, der keinen Soundtrack hat. Keine melancholische Musik bei einer Trauerszene. Kein epischer, actiongeladener Song während einer aufregenden Verfolgungsjagd. Selbst wenn eine Szene nur mit Soundeffekten unterlegt ist, macht das unfassbar viel für die Atmosphäre aus. Was Musik auch so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie in uns Erinnerungen weckt. Erinnerungen, die sich fest in unserem Geist verankert haben – positive als auch negative. Manchmal reichen nur die ersten Sekunden eines Musiktitels, und schon sind wir von einer Gänsehaut überwuchert, strahlen im ganzen Gesicht oder brechen in Tränen aus. Das zeigt, welche Macht Musik hat und dass sie für manche so wichtig wie die Luft zum Atmen ist.
Bühne frei für die neue Allzweckwaffe "K.I."
Nun zähle ich mich auch zu jenen, die sich eine Welt ohne Musik nicht vorstellen können. Und als ich zufällig von einem Programm erfahren habe, mit dem man verblüffend „echte“ Musik per KI erstellen kann, war ich natürlich sofort interessiert und habe mich mit diesem Programm auseinandergesetzt. Suno, wie sich das Programm des in den USA ansässigen Entwicklerteams nennt, lässt einen mit ganz einfachen Schritten einen eigenen Song erstellen. Suno kann man aktuell nur im Browser aufrufen, da lediglich eine App in Amerika zur Verfügung steht. Jedoch arbeitet das Entwicklerteam daran, weltweit eine App zu veröffentlichen. Die Oberfläche der Seite ist übersichtlich und ansprechend gestaltet, und man findet sich recht schnell zurecht. Über den Button „Create“ gelangt man nun zum Herzstück von Suno, der KI-Musik-Schmiede sozusagen. Dort öffnet sich dann ein Menü, wo man in einem Textfeld einfach ein paar Stichworte eingibt, z.B. was das Thema des Songs sein soll, was darin auf jeden Fall vorkommen soll, welches Genre und welche Instrumente, was für eine Stimme man haben möchte, etc. Dort kann man auch über einen Extrabutton einstellen, dass ein Song rein instrumental sein soll. Dann nur noch auf den Create-Button klicken, und schon wird der Song innerhalb weniger Sekunden erstellt. Wenn man es doch etwas individueller haben möchte, so wie ich, dann erweitert man das Menü über den Custom-Button, wo sich dann neue Textfelder öffnen, unter anderem für einen eigenen Text, die verschiedenen Musikstile und den Songtitel. Entweder man schreibt einen komplett eigenen Text oder man tippt ein paar Stichworte ein und lässt sich von der KI einen Songtext generieren. Dann noch einen oder mehrere Musikstile eingeben oder die vorgeschlagenen Stile auswählen und zum Schluss den Songtitel angeben. Und schon kann der Zauber mit dem Create-Button losgehen.
Und was da teilweise bei herauskommt, lässt mir die Kinnlade runterklappen. Nie hätte ich erwartet, dass eine KI in der Lage ist, solch echt wirkende Songs innerhalb weniger Sekunden zu erschaffen. Die Melodie, die Stimme(n), die Übergänge… Alles fühlt sich so harmonisch an, und man vergisst, dass der Song von vorne bis hinten eigentlich künstlich ist. Suno spuckt einem immer zwei Versionen aus. Natürlich kann man den Vorgang so oft wiederholen, bis das Ergebnis den persönlichen Geschmack trifft. Bzw. so oft, bis einem die Credits ausgehen… Wer sich für einen der Songs entschieden hat, hat auch die Möglichkeit, diese zu verlängern bzw. ab einem selbst gewählten Zeitpunkt durch einen neuen Part zu verändern. Wie man sieht, ist das Ganze doch recht komplex, auch wenn es im Grunde ganz simpel ist, vor allem weil man keinerlei Erfahrung braucht, um sich selbst fantastische Songs zu erschaffen. Daher belasse ich es jetzt bei meinen Schilderungen und lege Ihnen ans Herz, es einfach mal selbst auszuprobieren.


Seelenlos? Keineswegs!
Um zum Schluss noch auf die Frage im Titel einzugehen… Ich kann natürlich nicht für die Allgemeinheit sprechen, aber für mich ist Musik dann „echt“, wenn sie Emotionen bei mir auslöst. Und was soll ich sagen… Das tun auch KI-Songs! Ich habe mittlerweile über 40 Songs mit dieser KI erschaffen, und mir gefallen manche so derart gut, dass sie für mich persönlich Hitpotenzial hätten. Und nicht nur das. Ich habe die Songs auch schon Freunden und Familienmitgliedern vorgespielt, ohne zu verraten, dass es künstliche Songs sind, und keinem ist es aufgefallen. Jeder meinte, dass ihnen die Songs gut gefallen und fragten, von welchem Interpreten diese seien. Demnach haben die Songs auch dahingehend den Test bestanden. Daher behaupte ich, dass es keinen Unterschied macht, woher die Musik stammt, um den Zweck zu erfüllen, uns mit Emotionen zu konfrontieren.
Um Ihnen einen kleinen musikalischen Einblick zu geben, zu was dieses Programm imstande ist, habe ich hier drei der von mir mit Suno geschaffenen Songs eingebunden.
Schaffen wir uns selbst ab? Mitnichten!
Was das letztlich für die Musikbranche und vor allem die menschlichen Künstler bedeutet, wird die Zukunft zeigen. Unter anderem wird kritisiert, dass die KI lediglich auf vorhandene Werke der verschiedenen Künstler zugreift und diese verwendet, um neue Songs zu generieren. Also, als würde man geistiges Eigentum stehlen. Jetzt stellt euch aber bitte mal die Frage, wie der Mensch etwas Neues erschafft. Richtig, er nutzt vorhandenes Wissen über die Werke anderer als Inspirationsquelle. Denn aus dem Nichts kann der Mensch auch nichts erschaffen. Es braucht immer „Bausteine“ dafür. Demnach handelt die KI genau wie der Mensch und die erwähnte Kritik wird haltlos. Jeder muss sich da eine eigene Meinung bilden, ob KI-Songs Fluch oder Segen sind. Die Gesetzeslage ist aktuell noch sehr schwammig, was den Einsatz und die Grenzen von KIs angeht. Es ist wichtig, dass schnell entsprechende Gesetze verabschiedet werden, um eine gute Grundlage zu schaffen, mithilfe von KIs Fortschritte zu erzielen, ohne zu großen Schaden anzurichten. Nur sollten es nicht zu viele einschränkende Reglementierungen geben, da ansonsten das Potenzial von KIs als Werkzeug verschwendet wird. Ich sehe viel Gutes in dieser Entwicklung und hoffe, dass man einen guten Mittelweg findet, damit niemand durch den Einsatz von KIs erheblichen finanziellen Schaden erleidet. Ich möchte auch in Zukunft die Möglichkeit haben, mithilfe solcher Werkzeuge meine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
Foto –––– © KI-generiert durch ChatGPT / Marc Juziak
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