Der Unfall
Ein Gedankenspiel
Stell Dir folgende Situation vor:
Ein Mann ist mit seiner Tochter im Auto unterwegs. Auf regennasser Fahrbahn kommen sie von der Straße ab, das Fahrzeug überschlägt sich. Die Rettungskräfte sind schnell vor Ort, doch für den Vater kommt jede Hilfe zu spät. Er stirbt noch am Unfallort. Das Kind wird mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht und in der Notaufnahme weiterbehandelt. Für den diensthabenden Arzt ein Schreckmoment: Bei dem verunglückten Mädchen handelt es sich um seine Tochter.
Was ist geschehen?
Die Lösung
Konntest du unser Rätsel lösen? Oder findest du, wir hätten Ärztin statt Arzt schreiben müssen? Prinzipiell hast du natürlich Recht. Aber hast du jemals den Satz gehört „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin oder Apothekerin“? Eben. Frauen werden nach wie vor unter männlichen Bezeichnungen subsumiert. Ob in Sammelbezeichnungen wie „Ärzte“ oder in Anreden wie „Liebe Kunden“ oder „Liebe Gäste“: Frauen sollen sich mitgemeint fühlen. Dass das oft nicht funktioniert, hast du vielleicht schon selbst erlebt. Und ein Mann, der in einer Firmen-Mail „Liebe Kolleginnen“ liest, würde sich eher im falschen Verteiler wähnen als zu denken, dass diese Begrüßung auch ihm gilt. Wer nicht explizit genannt wird, verschwindet aus der Sprache und aus der sozialen Realität. Das generalisierte Maskulinum macht unsichtbar. Genau deswegen ist geschlechtersensible Sprache kein „Gedöns“. Sie macht Lebenswirklichkeiten präsent und verankert sie in unser aller Bewusstsein, sie verhindert die Ausgrenzung von Geschlechtern und fördert ihre Inklusion. Sie trägt der Gleichstellung von Männern und Frauen Rechnung und setzt sie in die Praxis um – und das ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen. Deine Ärztin oder Apothekerin weiß das nur allzu gut.
Foto –––– © Pexels / Jean van der Meulen
Foto –––– © Pexels / Karolina Grabowska
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