Ein Erfahrungsbericht von N.R.

Zu meinem 23. Geburtstag habe ich mich öffentlich als nicht-binär und agender geoutet. Seitdem bin ich also irgendwie in Transition. Meine Transition ist primär eine soziale Transition, wobei ich daran arbeite, mit der Hormonersatztherapie zu beginnen.

Seitdem ich in Transition bin, erlaube ich es mir zu daten, in Therapie zu sein und mich in Kreisen zu bewegen, die mir tatsächlich guttun. Als allererstes jedoch hat sich meine Geschlechtspräsentation verändert. Ich habe angefangen, das zu tragen, was mir tatsächlich gefällt, ganz gleich, welchem binären Geschlecht die Klamotte zugeordnet ist. Das Ganze hat schwerwiegende Konsequenzen, denn so sehr wir uns auch wünschen, dass Oberflächlichkeiten aus unserer Gesellschaft rausreduziert seien, so stark beeinflussen sie doch mein Leben. „Mann-Frau“, „Schwuchtel“, „Dude“ und so weiter – das sind die Dinge, die mir auf offener Straße hinterhergerufen werden, seit sich meine Präsentation geändert hat. Die Straße ist kein sicherer Ort für mich, sondern stellt eine konstante Bedrohung dar.

Des Weiteren werden natürlich auch persönliche Kontakte erschwert, je nachdem, wie akzeptierend beziehungsweise informiert die jeweiligen Personen sind. Eine große Umstellung für viele ist das Weglassen von Pronomen. Hieran zeigt sich schnell, inwieweit Personen bereit sind, für Akzeptanz zu arbeiten. Hinzu kommt strukturelle Diskriminierung, wie fehlende Toiletten und gegenderte Räume oder Produkte. Aber auch staatliche Hürden wie das noch existierende TSG (Transsexuellengesetz) und der Therapiezwang für geschlechtsangleichende Maßnahmen.

Nichtsdestotrotz wäre es für mich unvorstellbar, nicht mehr als „nicht-binär“ zu leben, da es mir meine Lebensfreude zurückgegeben hat und Identität schafft, welche für mich bisher unerreichbar schien. Es gibt mir eine Community, die mir den Rücken stärkt, und eine Rolle in der Gesellschaft, mit der ich mich wohlfühle.